Traumatherapie

Was bedeutet „Trauma“ eigentlich?

Der Begriff Trauma (griechisch für „Wunde“) lässt sich bildhaft als eine seelische Verletzung verstehen. Ein Trauma entsteht, wenn die psychischen Schutzmechanismen durch ein traumatisierendes Erlebnis überfordert werden.

Umgangssprachlich wird der Begriff „Trauma“ weiter gesteckt

Umgangssprachlich wird der Begriff „Trauma“ häufig in Bezug auf verschiedenste als leidvoll erlebte Vorkommnisse verwendet. Damit soll gekennzeichnet werden, dass es sich dabei um eine besondere Belastung für die Betroffenen gehandelt hat.

Was passiert in Folge eines traumatischen Erlebnisses?

Als traumatisch erlebte Ereignisse können bei fast jedem Menschen eine tiefe seelische Erschütterung verursachen. Diese Erschütterung hat eine Überforderung des angeborenen biologischen Stresssystems zur Folge.

Sowohl Seele als auch Körper sind betroffen

Ein Trauma wirkt sich nicht nur seelisch, sondern auch körperlich aus. Die Überflutung des Gehirns im Rahmen einer überwältigenden Stressreaktion behindert die angemessene Verarbeitung des Erlebten.

Das hat zur Folge, dass Betroffene die gemachte Erfahrung nicht wie gewohnt in ihren Erlebnisschatz integrieren und dann wieder Abstand davon gewinnen können. Dieser Umstand kann dazu führen, dass der Organismus auf einem erhöhten Stressniveau verharrt und charakteristische Folgebeschwerden entwickelt.

Welche Spuren hinterlässt ein Trauma?

Traumatisierende Erlebnisse können Spuren in der Psyche eines Menschen hinterlassen. Dies geschieht meist unabhängig von den individuellen Fähigkeiten der Betroffenen, Krisensituationen zu meistern.

Posttraumatisches Stresserleben ist ein Signal des Gehirns und der Psyche

Posttraumatisches Stresserleben ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein Signal dafür, dass das Gehirn bemüht ist, Erlebtes zu verarbeiten. Es ist eine natürliche Reaktion des Körpers und der Psyche auf eine zutiefst belastende Erfahrung.

In der Schockstarre der „traumatischen Zange“ registriert, verarbeitet und speichert das Gehirn anders als in Alltagssituationen. Es kommt zu Abspaltungen und Trennungen einzelner Sinneserfahrungen.

Welche Sinne sind in der Schockstarre betroffen?

  1. Körperliche,
  2. gefühlsmäßige,
  3. gedankliche und
  4. Verhaltensaspekte,


die üblicherweise zu einem Erlebnis mit einem Anfang, einem Inhalt und einem Ende im Gedächtnis zusammengefasst werden können, werden als „fragmentierte Teile“ gespeichert. Es entstehen „eingefrorene Erfahrungssplitter“.

Was sind „Trigger“?

Durch Auslösereize im Alltag, so genannte Trigger, können die traumatischen Inhalte aktiviert werden und die Person erlebt die belastende Situation von Neuem. Es fühlt sich an, als ob es wieder geschieht, bestimmte Bilder kehren immer wieder, ebenso Gefühle oder Körperempfindungen.

Die sonst Trost und Hoffnung spendende Äußerung „Zeit heilt alle Wunden“ trifft bei einer solchen Symptomatik nicht zu; die moderne Traumatherapie-Forschung bestätigt dies.

Traumata hinterlassen zahlreiche körperliche und psychische Symptome

Menschen haben im unterschiedlichen Maß verschiedene Fähigkeiten und Möglichkeiten zur Selbstheilung nach potenziell traumatischen Erlebnissen. Unbehandelt hinterlassen Traumata aber oft zahlreiche körperliche und psychische Symptome. Diese können zu Verhaltensauffälligkeiten oder Beziehungsproblemen führen und zu einer deutlich eingeschränkten Lebensqualität.

  1. Naturkatastrophen,
  2. Verkehrsunfälle,
  3. schwere Operationen,
  4. plötzliche lebensbedrohliche Erkrankungen,
  5. der Verlust eines geliebten Menschen,
  6. Überfälle,
  7. Kriegserfahrungen


oder alle Arten häuslicher Gewalt, wie

  1. Vernachlässigung,
  2. emotionale/sprachliche Abwertungen,
  3. körperliche Gewalt,
  4. sexuelle Misshandlungen in der Kindheit, der Jugend („sexueller Mißbrauch“) oder auch als Erwachsener


traumatisieren fast alle Menschen stark und führen oft unbehandelt zu vielfältigen Symptomen.

Welche Symptome werden als mögliche Traumafolgestörung erkannt?

Es sind die unterschiedliche Formen von

  1. Ängsten,
  2. Depressionen,
  3. Suchterkrankungen,

weiters viele Formen von psychosomatischen Erkrankungen, wie

  1. hoher Blutdruck,
  2. chronische Schmerzen u. a.

Diese Symptome werden zunehmend als Traumafolgestörung erkannt und können somit gezielter behandelt werden.

Welche Form der Psychotherapie ist die geeignete und wie lange dauert diese?

Die Länge und Art der Psychotherapie für Menschen nach Traumatisierung richtet sich nach Art, Dauer und Schwere der Symptomatik und der erlebten Extremsituation.

Nach der Diagnostik und ausführlichen Erläuterung der theoretischen und praktischen Konzepte der modernen Psychotraumatherapie kommt es zu einer mehr oder weniger langen Stabilisierungsphase. In dieser lernen die KlientInnen, die oft vielfältigen Reaktionen des Körpers, der Gedanken und der Gefühle zu erkennen, einzuordnen und zu regulieren.

Wie verläuft eine Traumatherapie?

Mit Hilfe unterschiedlicher Techniken lernen die betroffenen Menschen, in dieser Phase mit

  1. überflutenden Traumabildern,
  2. Ängsten,
  3. Alpträumen,
  4. Selbstverletzungen und
  5. suizidalen Impulsen umzugehen.
  6. Speziell hierfür entwickelte Techniken sowie das Erlernen von Imaginationsübungen sind hilfreich.

Die Bedeutung von Imaginationsübungen

Imaginationsübungen – also Vorstellungsübungen – haben zum Ziel, jenen Bildern, die inneren Stress verursachen, entspannende, positiv besetzte Bilder gegenüberzustellen. Die bildhafte Vorstellung kann einen Zugang zu individuell vorhandenen Ressourcen schaffen und positive Gefühle bewusst machen. Sie dienen der Selbstberuhigung und Selbstwirksamkeit.

Dieser Ressourcen- und Stabilisierungsphase folgt die eigentliche Konfrontationsphase.

Die Konfrontationsphase

In der Konfrontationsphase wird strukturiert und möglichst schonend das belastende Ereignis bearbeitet. Dazu stehen spezielle Methoden wie die „Bildschirmtechnik“ oder EMDR zur Verfügung.

Eine Phase der Trauer und Neuorientierung schließt den Prozess der Traumaverarbeitung meist ab. In dieser Phase geht es um die Akzeptanz der nicht mehr rückgängig zu machenden Erlebnisse und Aufbau neuer Lebensperspektiven.

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